Skizze vom geplanten Grabmal für den Türkenlouis auf einer Wand im Erdgeschoss von Schloss Rastatt, 18. Jahrhundert

Wand als SkizzenblattDer Entwurf für dasGrabmal des Türkenlouis

Ein riesiger Entwurf für das Grabmal Markgraf Ludwig Wilhelms – nicht auf Papier, sondern auf eine Wand gezeichnet! Die ungewöhnliche Skizze ist im Erdgeschoss in den Räumen der Erinnerungsstätte für die Freiheitsbewegungen in der deutschen Geschichte zu sehen.

Markgraf Ludwig Wilhelm als Generalleutnant in Rüstung, Lithografie

Markgraf Ludwig Wilhelms als Offizier.

Erinnerung an den Türkenlouis

1707 war Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden-Baden gestorben. Sein Ruhm als Sieger über die Türken aber war unvergessen – auch bei seiner Familie: 1723 ließ Sibylla Augusta die Figur des Jupiters auf dem Schloss aufstellen, als Symbol für den Kriegshelden. Sein jüngerer Sohn August Georg richtete um 1765 die Türkische Kammer im Schloss zur Präsentation der türkischen Beutestücke ein. Sein älterer Sohn Ludwig Georg hatte dem Vater schon ein Jahrzehnt früher gehuldigt: Zum 45. Todestag 1752 ließ er ein Grabmal für den Vater errichten.

Grabmal Markgraf Ludwig Wilhelms, Stiftskirche Baden-Baden

Das Grabmal befindet sich in Baden-Baden.

Das Grabmal

Aus „Sohnesliebe und zur Verherrlichung der väterlichen Kriegstaten“ gab Ludwig Georg das Epitaph, ein prunkvolles Grabmal, in Auftrag. Der Stuckateur Johannes Schütz fertigte es für den Chor der Stiftskirche in Baden-Baden, wo Ludwig Wilhelm bestattet ist. Schütz modernisierte damals auch das Rastatter Schloss. Im nördlichen Erdgeschoss nutzte er eine noch unvollendete Wand als „Skizzenblatt“– wohl um Ludwig Georg seine Ideen für das Grabmal in fast originaler Größe zu verdeutlichen.

Löwenkopf, Detail aus Wandzeichnung, Residenzschloss Rastatt

Der Löwenkopf am Sarkophag.

Die Zeichnung

Seinen Entwurf zeichnete Schütz mit Rötel an die Wand. Nur der untere Teil ist unterhalb des Stucks zu sehen. Ein Sarkophag und ein Löwenkopf sind auszumachen, umgeben von Rokoko-Ornamenten und Fahnen mit Halbmonden – eine Anspielung auf den Türkensieger. Bei der Ausführung des Grabmals änderten sich noch Details. Kanonen, Kanonenkugeln und Pauken kamen hinzu. In der Mitte steht Ludwig Wilhelm in Rüstung und Herrscherpose. Die Inschrift auf dem Löwenfell erinnert an seine Kriegstaten.

Putti in Muschelschale, Stuckdekoration über der Wandzeichnung des Grabmals, Residenzschoss Rastatt

Zwei Putti über der Wandzeichnung.

Der Stuckateur und sein tragischer Tod

Der Stuckateur Johannes Schütz (1704–1752) war ein Künstler der berühmten Wessobrunner Schule, die die süddeutsche Dekorationskunst entscheidend prägte. In Schloss Rastatt haben er und seine Mitarbeiter deutliche Spuren hinterlassen – sie schufen die Rokoko-Stuckaturen im Erdgeschoss und im Hauptgeschoss. Doch kurz vor Ende der Arbeiten geschah das Unglück: In der Stiftskirche Baden-Baden stürzte Schütz vom Gerüst und starb an den Folgen. 

Stuckdetail aus der Sala Terrena
Stuckdetail aus dem Treppenhaus
Stuckdetail über der Tür zum Ahnensaal

Stuck von Johannes Schütz, der zwischen 1747 und 1752 im Residenzschloss Rastatt arbeitete.

Das ausgeführte Grabmal ist im Chor der Stiftskirche in Baden-Baden erhalten. Dort sind auch die beiden Söhne des Türkenlouis bestattet.

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