RELIGIÖSE HINGABE IM BAROCK
Die Heilige Stiege, die die Markgräfin noch vor Errichtung der Schlosskirche beauftragte, ist ein Nachbau der „Scala Santa“ im römischen Lateranpalast. Auf dieser Treppe soll Jesus der Überlieferung nach seinen Kreuzweg begonnen haben. Die Rastatter Stiege durften Pilger – genau wie ihr Vorbild – nach einer Vorschrift des Papstes nur auf den Knien erklimmen. Eine Qual, die mit einem Sündenablass belohnt wurde. Gemälde an den Seitenwänden der Treppe zeigen unterschiedliche Szenen aus der Passion Christi: Unter anderem Christus betend am Ölberg, die Dornenkrönung durch Soldaten und schließlich die Kreuzigung. Oben angekommen verehrten die Gläubigen in der Kapelle des Leidens Christi, dem Sanktuarium, zahlreiche, zur Schau gestellte Reliquien. Für alle, die die Stiege nicht kniend erklimmen wollten oder konnten, wurde parallel eine schmucklose Treppe ins Obergeschoss erbaut. Die Einweihung des Ensembles am 21. Januar 1720 fiel auf den 45. Geburtstag der Markgräfin. In einer feierlichen Prozession wurden zahlreiche Reliquien, teils einzeln in prunkvollen Behältnissen, teils in Pyramiden zu mehreren Stücken, in das Sanktuarium überführt.
INSZENIERUNG DES GLAUBENS IN DER SCHLOSSKIRCHE
Das Miterleben der Leiden Christi erreichte seinen Höhepunkt in der Osterzeit. Sibylla Augusta ließ in der Karwoche am Hauptaltar der Schlosskirche nach jedem Psalm ein Licht löschen. Die Gläubigen sollten bei diesen „Finstermetten“ in der Dunkelheit die Angst Christi nachempfinden. In der Osternacht erlebte die versammelte Festgemeinde dann die Auferstehung: Die Alabastersäulen am Altar begannen zu leuchten und das Bild des gekreuzigten Heilands war wieder zu sehen. Möglich machten dieses barocke Lichtspiel viele kleine entzündete Öllämpchen, die an einer Winde in den hohlen Säulen hochgezogen wurden. Das raffinierte System hat sich erhalten. Die Schlosskirche mit ihrer prächtigen Ausstattung zeugt bis heute von der persönlichen Frömmigkeit und Leidenschaft ihrer Erbauerin.
THEMENJAHR 2022
Das Residenzschloss Rastatt ist 2022 eines von 14 Monumenten, die am neuen Themenjahr „Liebe, Lust, Leidenschaft. Leben in Schlössern und Klöstern“ der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg teilnehmenden. Gäste folgen den Spuren der Liebe und ihren Facetten im Wandel der Zeit ‒ von der Liebe jenseits der Ehe über tiefe Religiosität und leidenschaftliche Gottesliebe bis zur Sammelleidenschaft, die sich in Wunderkammern, Naturalienkabinetten und Gärten mit exotischen Pflanzen widerspiegelt. Alle Veranstaltungen und weitere Informationen sind auf dem Internetportal der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg www.schloesser-und-gaerten.de verfügbar.
SERVICE UND INFORMATION
ÖFFNUNGSZEITEN
Residenzschloss Rastatt
1. April bis 31. Oktober
Di‒So, Feiertag 10.00‒17.00 Uhr
Die Innenräume sind nur im Rahmen einer Führung zu besichtigen. Diese werden stündlich angeboten. Letzte Führung 16.00 Uhr.
Schlosskirche
Einlass nur mit Führung
Do‒So, Feiertag, 14.00, 15.00 und 16.00 Uhr
EINTRITT
Kombikarte (Schlosskirche, Residenzschloss und Wehrgeschichtliches Museum)
Erwachsene 12,00 €
ermäßigt 6,00 €
Familien 30,00 €
Barockresidenz und Wehrgeschichtliches Museum
Erwachsene 8,00 €
ermäßigt 4,00 €
Familien 20,00 €
BESUCHSHINWEISE
Ab 3. April 2022 gelten bei den Staatlichen Schlössern und Gärten Baden-Württemberg folgende Corona-Regeln:
Wir möchten auch gefährdeten Menschen und vulnerablen Gruppen weiterhin einen möglichst sicheren Aufenthalt bei uns ermöglichen. Die Maske ist ein effizientes Mittel, um sich und andere vor Infektionen zu schützen. Gerade in Innenräumen ist sonst die Ansteckungsgefahr hoch. Vor dem Hintergrund der hohen Infektionszahlen halten wir deshalb an der Maskenpflicht in Innenräumen bis auf Weiteres fest.
Bitte beachten Sie, dass für Personen über 18 Jahren die Pflicht zum Tragen von FFP2-Masken gilt (oder vergleichbar, bspw. KN95-/N95-/KF94-/KF95-Masken).
KONTAKT
Residenzschloss Rastatt
Herrenstraße 18‒20
76437 Rastatt
Telefon +49(0)72 22.97 83 85
info@schloss-rastatt.de