„Ihr eigener Chef“
Für 20 Jahre lenkte Sibylla Augusta die Geschicke der Markgrafschaft Baden-Baden. 1707 übernahm sie, nach dem Tod von Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden-Baden, die Herrschaft für ihren noch unmündigen Sohn. Ludwig Georg sollte von seiner Mutter zu seinem 25. Geburtstag im Juni 1727 die Regierung übernehmen. Sibylla Augusta war eine außergewöhnliche Frau: Das Regieren überließ sie nicht ihren Beratern, die Gestaltung ihrer Bauten nicht ihren Architekten: Sie sei „ihr eigener Chef“, so schrieb Markgraf Karl Wilhelm von Baden-Durlach, Gründer der Stadt Karlsruhe und Verwandter der Markgräfin, 1724 einem Gesandten. Die Markgräfin prägte ihr Land, führte ein beeindruckendes Leben – und hinterließ gleich mehrere prächtige Bauten.
Eine politische Ehe, ein Brieffreund und die Reise nach Rom
Sibylla Augusta bezeichnete sich selbst als „treue Mutter“, die sich mit großem Engagement für das Wohl ihrer Kinder einsetzte. Dabei lag ihr, ganz zeitgemäß, eine politisch und finanziell möglichst vielversprechende Verbindung ihrer Kinder am Herzen. Ihre Tochter Augusta Maria Johanna heiratete 1724 ins französische Königshaus ein. Mit Kardinal und Fürstbischof Damian Hugo von Schönborn, dem Erbauer von Schloss Bruchsal, führte Sibylla Augusta regen Briefkontakt. In geistlichen, weltlichen und baulichen Fragen suchte sie seinen Rat. Und nutzte seine guten Kontakte nach Rom: Von ihrer Italienreise 1719 brachte sie zahlreiche Reliquien mit. Nur ein Bruchteil von ihnen ist heute noch erhalten und in der Schlosskirche Rastatt zu sehen.
Beigesetzt in der Schlosskirche
Die Kirche zum Heiligen Kreuz, die vor 300 Jahren geweiht wurde, ist eines der beiden wichtigsten Bauwerke der Markgräfin. Sie ist ein außergewöhnliches Zeugnis der Frömmigkeit und des Geschmacks ihrer Erbauerin. Das Lust- und Porzellanschloss Favorite ist ein weiterer architektonischer Höhepunkt, der im Auftrag der Markgräfin entstand. Auch das ehemalige Renaissanceschloss in Ettlingen, das 1689 zerstört wurde, ließ sie am Ende ihrer Regierung wiederaufbauen. Die Anlage wurde der Witwensitz von Sibylla Augusta. Der berühmte Deckenmaler Cosmas Damian Asam stattete die Schlosskapelle mit Fresken aus. Szenen aus dem Leben des Heiligen Nepomuk stehen im Zentrum des 1733 vollendeten Deckengemäldes in der Ettlinger Kapelle. Sie verbinden den „Asamsaal“ mit der Rastatter Schlosskirche, in der die Markgräfin eine Kapelle für den Heiligen bauen ließ. Nach längerer Krankheit starb Sibylla Augusta am 10. Juli 1733 in Ettlingen. Beigesetzt wurde sie in ihrer Schlosskirche in Rastatt. Die Grabplatte im Boden und die Darstellung Sibylla Augustas als Heilige Helena im Deckengemälde erinnern bis heute eindrücklich an sie.
Gedenkgottesdienst und Sonderführung
Am Todestag der Markgräfin, am Montag, 10. Juli, findet um 18.00 Uhr in Zusammenarbeit mit der katholischen Seelsorgeeinheit Rastatt ein Gedenkgottesdienst in der Schlosskirche statt. Zelebriert wird er von Pfarrer Ralf Dickerhof. Der Eintritt ist frei, die Teilnehmerzahl ist begrenzt. Karten gibt es von Mittwoch, 5. Juli bis Freitag, 7. Juli zwischen 10.00 und 17.00 Uhr an der Schlosskasse des Residenzschlosses. Wer mehr über die Markgräfin und die Schlosskirche erfahren will, hat am Sonntag, 23. Juli, bei der Sonderführung „Hofkirche, Pilgerstätte, Grablege“ um 11.00 Uhr Gelegenheit. „Extra schön“ und „keineswegs schlechter als die Schlosszimmer“ sollte sie sein. Inspirationen aus Rom und eigene Kreationen verbinden sich darin zu einem prächtigen Ensemble. Die Glaubensinhalte, aber auch sich selbst setzte die streng katholische Markgräfin Sibylla Augusta eindrucksvoll in Szene. Der Rundgang lenkt den Blick der Besucherinnen und Besucher auf zahlreiche Details und auf das, was hinter ihnen steckt. Eine telefonische Anmeldung unter +49(0)72 22.97 83 85 oder per E-Mail an info@schloss-rastatt.de ist unbedingt erforderlich.
Reiches Jubiläumsprogramm
Zum 300-jährigen Jubiläum widmen die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg dem barocken Kleinod ein vielfältiges Programm: Führungen, Vorträge und Gottesdienste laden dazu ein, die Facetten der prunkvollen Schlosskirche kennenzulernen. Das vollständige Programm mit all seinen Highlights finden Interessierte auf der Webseite der Staatlichen Schlösser und Gärten: www.schloss-rastatt.de/besuchsinformation/veranstaltungen/300-jahre-schlosskirche-rastatt
Service und Information
Montag, 10. Juli, 18.00 Uhr
Gottesdienst
290. Todestag Markgräfin Sibylla Augustas
Zelebrant: Pfarrer Ralf Dickerhof, Kath. Seelsorgeeinheit Rastatt
Preis: Eintritt frei, begrenzte Teilnehmerzahl
Kartenausgabe Mittwoch, 5. bis Freitag, 7. Juli an der Schlosskasse
Sonntag, 23. Juli, 11.00 Uhr
Hofkirche, Pilgerstätte, Grablege
Die Ausstattung der Schlosskirche im Detail
Dauer: 2 Stunden
PREIS
Erwachsene 12,00 €
Ermäßigte 6,00 €
Residenzschloss Rastatt
ÖFFNUNGSZEITEN
1. April bis 31. Oktober
Di ‒ So, Feiertag 10.00 ‒ 17.00 Uhr
Die Innenräume sind nur im Rahmen einer Führung zu besichtigen. Diese werden stündlich angeboten. Die letzte Führung beginnt um 16.00 Uhr.
Schlosskirche
Einlass nur mit Führung
1. April bis 31. Oktober
Do – So, Feiertag 14.00, 15.00 und 16.00 Uhr
PREISE
Residenzschloss mit Führung
Erwachsene 8,00 €
Ermäßigte 4,00 €
Familien 20,00 €
Schlosskirche mit Führung
Erwachsene 6,00 €
Ermäßigte 3,00 €
Familien 15,00 €
KONTAKT
Residenzschloss Rastatt
Herrenstraße 18-20
76437 Rastatt
Telefon +49(0)72 22.97 83 85
info@schloss-rastatt.de