Der 18. August ist der Tag der Heiligen Helena – Vorbild der Sibylla Augusta
Kaum einer kennt heute noch die Heilige Helena. Die Mutter des römischen Kaisers Konstantin I. lebte um das Jahr 300 und wurde heiliggesprochen, weil sie der Legende nach das Kreuz wiederentdeckte, an dem Christus drei Jahrhunderte vorher gestorben war. Sie legte fest, wo die Schauplätze der Passion Christi zu finden waren und gründete überall Kirchen. Am 18. August feiert die katholische Kirche ihren Gedenktag. Besonders verehrt wurde die Heilige von Markgräfin Sibylla Augusta (1675-1733). Die barocke Fürstin sah sich selbst als die Helena ihrer Zeit und orientierte sich in vielem am Vorbild der frühchristlichen Heiligen: Unter anderem ließ sie, wie die römische Kaisermutter, viele Kirchen errichten. Im Zentrum all ihrer Kirchenbauten: ihre Schlosskirche, geweiht dem wahren Kreuz Christi.
WER WAR DIE HEILIGE HELENA?
Die Heilige Helena stammte vermutlich  aus ärmlichen Verhältnissen. Da ihr Sohn Konstantin den Titel seines  Vaters erbte und zum Kaiser ernannt wurde, stieg sie zur Kaisermutter  auf. Helena hatte sich dem Christentum angeschlossen und sich taufen  lassen. Durch ihren Einfluss war Konstantin der neuen Religion gegenüber  aufgeschlossen, die Christenverfolgungen endeten. 313 ließ er im  Toleranzedikt von Mailand das Christentum als Religion anerkennen – so  wurden Helena und ihr Sohn zu zwei Wegbereitern des Christentums auf dem  Weg zur Weltreligion.
DIE ENTDECKUNG DES HEILIGEN KREUZES
Überliefert ist, dass Helena  326 nach Jerusalem reiste; damals war sie schon über 70 Jahre alt. Der  Grund dafür war ein Traum mit dem göttlichen Auftrag, die heiligen  Stätten der Christusgeschichte wiederzufinden. Mit Hilfe  eines Bischofs  mit Namen Macarius fand Helena unter einem römischen Venustempel das  Kreuz, an dem Christus  gestorben war. Um die Echtheit des Kreuzes zu  prüfen, testet man die Fundstücke an einer Toten: Als sie  daraufhin zum  Leben erwachte, stand die Authentizität fest. Helena nahm große Stücke  des Kreuzes mit, der  Ausgangspunkt vieler Kreuzreliquien in ganz  Europa. Außerdem legte die Kaiserinmutter fest, wo genau die Orte   waren, an denen sich Leiden und Tod Christi geschehen waren. Über seinem  Grab ließ sie eine Kirche errichten,  die heute noch bestehende  Grabeskirche, deren Besuch für viele Gläubige ein Höhepunkt des Besuchs  in  Jerusalem ist. Viele weitere Kirchen werden auf die Gründung durch  Helena zurückgeführt.
DIE SCHLOSSKIRCHE ZUM HEILIGEN KREUZ IN RASTATT
Eine besondere  Verehrerin fand die Heilige Helena in der Markgräfin Sibylla Augusta.  Die baden-badische Fürstin wandte sich mit zunehmendem Alter immer mehr  der Religion zu. In Helena fand sie ein kongeniales Vorbild: eine fromme  Frau aus dem Herrscherhaus, die die Kirche gefördert und viele  Kirchenbauten gegründet hatte. Sibylla 
Augustas größtes Projekt war  die Schlosskirche in Rastatt – aber die war, ganz dem antiken Vorbild  folgend,  nur eine von vielen Kirchen- und Kapellenstiftungen der  Regentin. Und der Kaisermutter mit ihrer  Kreuzauffindung folgte sie  auch bei der Schlosskirche: Sie wurde dem Heiligen Kreuz geweiht und  erhielt kostbare Kreuzreliquien.
DIE MARKGRÄFIN SIBYLLA AUGUSTA ALS HELENA DER NEUZEIT
Ihre  Identifikation mit der Heiligen Helena zeigt sich besonders im  Deckengemälde von 1722. Sein Thema ist – kaum anders zu erwarten – die  Auffindung des Heiligen Kreuzes. Zu sehen sind die Zerstörung des  Venustempels und der Neubau der Grabeskirche. Zentral ins Bild ragt das  große Kreuz, emporgehalten von den Gläubigen. Unter ihnen befindet sich  Bischof Macarius, der Helena den Hinweis zur Auffindung gab – und vor  allem Helena selbst. Die Kaiserinmutter fällt auf durch ihre schwarze  Witwenkleidung und beim näheren  Hinschauen lässt sie sich leicht  wiedererkennen: Es ist die Markgräfin selbst, die sich hier als zentrale  Hauptfigur ins Deckenfresko ihrer Schlosskirche malen ließ!
DIE SCHOSSKIRCHE HEUTE
Mehr als 20 Jahre war dieses Monument der  Frömmigkeit Sibylla Augustas unzugänglich. Seit Juli ist die  Schlosskirche wieder geöffnet, nachdem nun die Restauratoren ihre Arbeit  beendet haben und die Staatlichen Schlösser und Gärten  Baden-Württemberg obendrein ein kleines Museum mit den Resten des  Kirchenschatzes einrichten konnten. Persönlich ordnete Sibylla Augusta  an, dass ihre Kirche „extra schön“ werden solle – so schreibt sie in  einem erhaltenen Dokument – und keineswegs schlechter als ihre Räume im  Schloss. Jetzt ist das einzigartige Ensemble wieder bei Führungen zu  erleben. Wegen der sensiblen historischen Substanz ist dabei die  Teilnehmerzahl beschränkt: Die Schlosskirche mit dem Bild der Markgräfin  als Heilige Helena ist bis ins
Detail ein fragiles Original des 18. Jahrhunderts.
SERVICE
ÖFFNUNGSZEITEN
Bis 31. Oktober
Do – So und Feiertage: 12.00, 14.00 Uhr und 16.00 Uhr (Ab 1. November eingeschränkte
Winteröffnungszeiten). Besichtigung nur mit Führung möglich.
INFORMATIONEN
Residenzschloss Rastatt
Herrenstraße 18 – 20
76437 Rastatt
Service Center Schloss Rastatt
Telefon +49 (0) 62 21 . 6 58 88 15
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