Jagdschloss, Entwurf von 1697, Kupferstich um 1705

Der Baumeister mit dem hitzigen TemperamentDomenico Egidio Rossi

Der italienische Architekt Domenico Egidio Rossi (1659–1715) schuf mit Schloss Rastatt sein Hauptwerk – eine Residenz, die Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden-Baden bestens repräsentierte. Der Türkenlouis war mit ihm sehr zufrieden. Mit anderen Menschen hatte Rossi dagegen öfter Schwierigkeiten.

Detailansicht: Architekturmalerei im Audienzzimmer der Markgräfin, Residenzschloss Rastatt

Rossi beschäftigte in Rastatt Quadraturmaler aus Bologna.

Was waren Rossis bauliche Referenzen?

Domenico Egidio Rossi, 1659 im italienischen Fano geboren, war Freskenmaler und Architekt. Er war in Bologna ausgebildet worden, dem Zentrum der Quadraturmalerei, einer Kunst illusionistischer Architekturdarstellung. Seit 1689 arbeitete er in Wien und Prag. Seine Auftraggeber gehörten zum reichen Adel aus dem Umkreis des Kaisers. Nach der Befreiung Wiens von den Türken 1683 war die Stadt dabei, sich zu einem der prächtigsten Orte Europas zu entwickeln – eine gute Adresse also, um einen Architekten zu suchen.

Rossi-Skizzen für Schloss Rastatt, lavierte Pinselzeichnung nach dem Schema von Schloss Schönbrunn, um 1700

Ein Entwurf Rossis für das Schloss.

Was waren Rossis Aufgaben in Rastatt?

Rossi leitete das ganze Bauwesen der Markgrafschaft, der Bau des Schlosses war seine größte Aufgabe. Er entwarf Pläne, organisierte und überwachte den Bau. Für die Ausstattung vermittelte er italienische Künstler. Aus Italien hatte er einen Polier und Arbeiter mitgebracht. Ebenso wirkten Böhmen, die hierher übergesiedelt waren, und heimische Fronarbeiter mit – Letztere oft widerwillig. Rossi stand unter dem Druck, schnell fertig werden zu müssen. So ließ er Ziegelsteine brennen – eine Neuheit in der Region.

Rossi-Skizzen für Schloss Rastatt, lavierte Pinselzeichnung nach dem Schema von Schloss Schönbrunn, um 1700, Foto: Württembergische Landesbibliothek

Weiterer Entwurf für die Fassade des Schlosses mit geänderten Details.

Rossi – ein schwieriger Charakter?

Viele Briefe bezeugen es: Rossi geriet in Rastatt und Prag oft mit seinen Mitmenschen in Konflikt. Unzuverlässige Fronarbeiter aus der Markgrafschaft traktierte er mit Schlägen. Einen anderen Architekten neben sich selbst wollte er nicht akzeptieren. Sein hitziges Temperament trug zu diesen Problemen wohl zusätzlich bei. Ludwig Wilhelm allerdings schätzte und unterstützte ihn. Ein Fronschreiber, der Rossi verspottete, musste drei Tage lang bei Wasser und Brot ins Gefängnis.

Nebengebäude des Jagdschlosses Scheibenhardt bei Ettlingen

Rossi war beauftragt mit dem Ausbau des Jagdschlosses Scheibenhardt bei Ettlingen, hier ein Nebengebäude des Schlosses.

Was hat Rossi in der Region noch hinterlassen?

Rossi entwarf unter anderem Pläne für Modellhäuser in Rastatt, für den Ausbau des Jagdschlosses Scheibenhardt bei Ettlingen und für ein neues Schloss in Durlach. Mit diesem hatte ihn Markgraf Friedrich Magnus von Baden-Durlach beauftragt. Allerdings: Aus Kostengründen wurde nur ein kleiner Teil errichtet. Auch in der Markgrafschaft Baden-Baden konnten viele Bauten erst später fertig gestellt werden. Das Rastatter Schloss aber war vollendet, als Rossi 1707 nach Italien zurückging. Es war und blieb sein wichtigstes Projekt.

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