Bildnis Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden-Baden

Enttäuschter KriegsheldLudwig Wilhelmvon Baden-Baden

Als Kriegsheld erntete Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden-Baden (1655–1707) großes Lob. Zugleich war er regierender Landesherr und hatte mit Sibylla Augusta eine Ehefrau, die ihn liebte. Trotzdem: Mit seinem politischen Erfolg war er keineswegs zufrieden, als er mit dem Bau seiner Residenz in Rastatt begann.

Bildnis Markgraf Ferdinand Maximilian, Vater des Rastatter Bauherrn

Bildnis des Vaters: Ferdinand Maximilian.

Wer waren seine Eltern?

Ludwig Wilhelm war das einzige Kind einer unglücklichen Ehe. Sein Vater Ferdinand Maximilian hatte eine Prinzessin von Savoyen-Carignan geheiratet, die sich strikt weigerte, aus Paris ins provinzielle Baden-Baden zu ziehen. Ihre Nähe zum französischen Königshaus brachte Ludwig Wilhelm aber einen berühmten Taufpaten ein: Ludwig XIV., der später zu seinem ärgsten Feind wurde. Ludwig Wilhelms Vater starb früh. So folgte er 1677 seinem Großvater Wilhelm auf den Thron.

Bildnis Markgraf Ludwig Wilhelm als kaiserlicher Generealleutnant

Ludwig Wilhelm als kaiserlicher Generalleutnant.

Wie wurde der „Türkenlouis“ berühmt?

Ludwig Wilhelm war vor allem eines: Feldherr in Diensten des Kaisers. Für seine militärischen Erfolge erhielt er 1689 den Oberbefehl über die kaiserliche Armee im Großen Türkenkrieg, der von 1683 bis 1699 dauerte. Höhepunkt seiner Karriere war 1691 der Sieg in der Schlacht bei Slankamen in Ungarn. Als „Erretter der Christenheit“ wurde er im Reich berühmt und bekam den damals höchsten militärischen Rang: Generalleutnant. So entstand auch sein Beiname, Türkenlouis. Noch im 19. Jahrhundert wurde er mit Gedichten und Lobeshymnen bedacht.

Residenzschloss Rastatt, Hauptbau vom Innenhof aus gesehen

Imposant und prunkvoll: Schloss Rastatt.

Warum war Ludwig Wilhelm unzufrieden?

Für seine Erfolge hatte sich Ludwig Wilhelm eine kaiserliche Belohnung erhofft, etwa die Erhebung zum Kurfürsten. Doch ging er 1692 bei der Vergabe der Kurwürde leer aus. Wenige Jahre später gewährte ihm Kaiser Leopold I., der noch bis 1705 regierte, keine Unterstützung, als er sich um den polnischen Königsthron bewerben wollte. Zwei große Hoffnungen waren gescheitert. So mag das Rastatter Schloss eine Folge seiner Enttäuschung gewesen sein: Mit der neuen Residenz wollte er als Fürst und Feldherr unsterblich werden.

Bildnis König Ludwigs XIV. von Frankreich aus Schloss Heidelberg

König Ludwig XIV. von Frankreich.

Der Sonnenkönig – Feind und Vorbild zugleich?

1689 brannte Ludwig XIV. die Markgrafschaft Baden-Baden nieder, 1693 übernahm der Türkenlouis das Kommando gegen ihn. Im Pfälzischen Erbfolgekrieg bis 1697 und im Spanischen Erbfolgekrieg ab 1701 verteidigte er das Reich gegen Frankreich. Dennoch – Ludwig XIV. hatte sich mit Schloss Versailles eine so perfekte Form absolutistischer Repräsentation geschaffen, dass sie Ludwig Wilhelm und andere Fürsten einfach nachahmen mussten. Aber: nicht in jeder Hinsicht. Auch der Kaiserhof in Wien blieb ein wichtiges Vorbild.

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