Residenzschloss Rastatt, Schlosskirche, Heiliger Laib

Für immer unsterblichDie Heiligen Leiber in der Schlosskirche

In der Schlosskirche ruhen die Gebeine zweier Heiliger. Prunkvoll in Schaukästen in Szene gesetzt, sollten die wertvollen Reliquien dem streng religiösen Herrscherpaar in das ewige Himmelreich verhelfen.

Residenzschloss Rastatt, Schlosskirche, Heiliger Leib

Die Heilige Theodora reich verziert.

RELIQUIEN AUS ROM

Die beiden „Heiligen Leiber“ gehören zu den eindrucksvollen Reliquienschätzen, mit denen Markgräfin Sibylla Augusta die Schlosskirche ausstatten ließ. Dabei handelt es sich um die sterblichen Überreste des „Heiligen Theodor“ und der „Heiligen Theodora“, die in gläsernen Schaukästen drapiert liegen. Als vermeintliche Märtyrer der Christenverfolgung waren sie aus den römischen Katakomben enthoben und nach Rastatt verbracht worden. 

PRUNKVOLL FÜR DIE EWIGKEIT

Von den Skeletten selbst ist nicht viel zu sehen, funkelnde Steinen und barocke Gewänder schmücken die Leiber. Mit feiner Gaze werden ihre Knochen zusammengehalten. Ein Überzug aus Pappmaschee mit Glasaugen macht aus den Schädeln wieder Gesichter, die langen Haare sind aus dünnem Silberdraht gearbeitet – alles sollte möglichst lebensecht wirken. Umgeben sind die Körper von heute verblassten, aber ausgesprochen echt wirkenden Stoff- und Papierblumen, die in der Barock-Zeit meistens von Nonnen angefertigt worden waren.

Residenzschloss Rastatt, Heiliger Theodor
Residenzschloss Rastatt, Heilige Theodora

Edelsteine und feinste Stoffe schmücken die beiden Skelette.

Residenzschloss Rastatt, bei den Heiligen Leibern gefundenes Dokument

Der historische Zettel gibt Hinweise zur Translation.

DER WEG IN DIE SCHAUKÄSTEN

Die tief gläubige Sibylla Augusta erhielt die Heiligen Leiber bei einem Aufenthalt in Rom 1719 von Papst Clemens XI. geschenkt. Theodor und ein weiterer Heiliger wurden in der Schlosskirche stehend zu beiden Seiten des Hochaltars präsentiert, während Theodora in der Nische im Heiligen Grab lag. Wann die Leiber in ihre heutigen Schausärge platziert wurden, brachte eine Restaurierung ans Licht – ein bis dahin ungeöffnetes Papiertütchen mit einem inliegenden Zettel benannte eine Translation (einen Ortswechsel) der Gebeine am 24. Dezember 1775.

Residenzschloss Rastatt, Schlosskirche, Detail des Arms des Hl. Theodor

Detail des Arms des Hl. Theodor.

GESICHERTE AUFERSTEHUNG

Viele der römischen Gebeine wurden in der Zeit der Gegenreformation in deutsche Klöster und Kirchen verbracht – dort verehrte man sie prunkvoll geschmückt als Fürsprecher für das eigene Seelenheil. Durch den Opfertod der Märtyrer für den christlichen Glauben wurden sie als Sinnbild für die Überwindung des Todes angesehen, die Auferstehung war ihnen gewiss.

Der Vergänglichkeit begegnen die Menschen seit Jahrhunderten mit dem Wunsch nach Schönheit und Ewigkeit. Schlösser, Burgen und Klöster sind bis heute ein glänzendes Vermächtnis für die Zukunft. Die Themenwelt „Unendlich schön. Monumente für die Ewigkeit“ wirft einen Blick auf diese spannenden Themen.

Unendlich schön