Detailansicht: Lackmalerei, 18. Jahrhundert, Residenzschloss Rastatt

Zeugnis der ChinamodeDas Lackkabinett

Glänzend schwarze Wände und goldene Malerei mit fröhlichen Chinesen – im Obergeschoss des südlichen Seitenflügels hat sich ein besonderer Raum aus der Barockzeit erhalten. Das Lackkabinett zeugt von der Begeisterung der Zeitgenossen für alles Asiatische.

Japanisches Lackkästchen mit Lackarbeiten auf dem Deckel und filigranem europäischen Silberbesatz

Ein original erhaltenes japanisches Lackkästchen.

Lackarbeiten aus Asien und Europa

Ähnlich wie Porzellan sind Lackarbeiten ein Zeugnis der Liebe des 18. Jahrhunderts zu asiatischem Kunsthandwerk – man importierte es aus Asien oder ahmte es in Europa nach. Lackdekor, den man oft als „indianisch“ bezeichnete, schätzte man wegen seines exotischen, kostbaren Charakters. Die Symbolik der Motive ging dabei weitgehend verloren. In Schloss Rastatt haben sich zwei Originale aus Japan erhalten: ein Kästchen und ein Kabinettschrank. 

Plastisch modelliertes Nashorn, Lackkabinett, Residenzschloss Rastatt

Ein exotisches Nashorn im Lackkabinett.

Das Rastatter Lackkabinett

Die schwarzen Wände bevölkern goldene Figuren und Tiere vor exotischen Pflanzen und Landschaften. An einigen Stellen treten rote und schwarze Motive plastisch hervor. Die Lackmalerei schuf der böhmische Künstler Johann Adalbert Cratochwill. In Schloss Schlackenwerth, der Heimat Markgräfin Sibylla Augustas, hatte er bereits ein ähnliches Kabinett angefertigt. Auch sein Wirken am Wiener Kaiserhof ist belegt. Einzelne Partien wurden vermutlich von einem zweiten Künstler angefertigt.

Braunes Einhorn und Vogel, bemalter Eckpilaster im Lackkabinett, Residenzschloss Rastatt

Einhorn und Vogel unter einem Baldachin.

Die Motive

Vorbild für die Malereien waren Kupferstiche und Reisebeschreibungen des 17. Jahrhunderts – solche Darstellungen beinhalteten allerdings recht viel Fantasie. Einen interessanten Kontrast zu den schwarzen Vertäfelungen bilden die weißen Wandvorlagen. Sie sind mit bunten Grotesken verziert – eine Dekoration mit fantasievollen, der Antike entlehnten Motiven. Die einzelnen Bildfelder mit Figuren oder Tieren sind von symmetrischen Girlanden umrahmt. Besonders schön: das Einhorn unter einem Baldachin. 

Das Schicksal des Lackkabinetts

Der Reisende Johann Friedrich Uffenbach sah die Lacktafeln bereits 1712 im Schloss, doch waren sie damals nicht eingebaut. Vermutlich vollendete Sibylla Augusta das Kabinett nach dem Ende des Spanischen Erbfolgekriegs 1714. Beim Umbau des Seitenflügels zu Wohnungen wurde es in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entfernt. Erst rund hundert Jahre später, bei der Restaurierung des Schlosses, fand man die Paneele in Schloss Schwetzingen und im Badischen Landesmuseum in Karlsruhe – und baute sie wieder ein.

Deckenansicht, Lackkabinett, Residenzschloss Rastatt

Die Decke des Lackkabinetts beeindruckt durch ihre kräftigen Farben.

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