Residenzschloss Rastatt, Schlosskirche

GENAUSO REPRÄSENTATIV WIE SCHÖNDIE BAUHERRIN

Zwei große Bauten in ihrer Residenz Rastatt hinterließ Markgräfin Sibylla Augusta: Schloss Favorite und die Schlosskirche in Rastatt. Das Gotteshaus ist ein außergewöhnliches Zeugnis der Frömmigkeit und des Geschmacks ihrer Erbauerin. Es steht dem Schloss in nichts nach – genau, wie es die Markgräfin beabsichtigte.

Markgräfin Sibylla Augusta von Baden-Baden

Mit klarem Blick und genauen Vorstellungen: Sibylla Augusta von Baden-Baden.

DIE BAUFREUDIGE REGENTIN

Prinzessin Sibylla Augusta von Sachsen-Lauenburg wuchs in Böhmen auf. Ihre Familie war katholisch und sehr wohlhabend. Als Ludwig Wilhelm von Baden-Baden 1690 zur Brautschau kam, wählte er die 15-jährige Sibylla Augusta. 1707, nach dem Tod ihres Mannes; wurde sie die vormundschaftliche Regentin für ihren gemeinsamen Sohn. In diese Zeit fallen ihre großen Bauprojekte: Schloss Favorite und die Schlosskirche in Rastatt. Mit beiden Gebäuden präsentierte sie sich als kunstsinnige Herrscherin und fromme Fürstin – bedacht auf Repräsentation.

Der Wolkenkranz aus Stuck – gleichsam beeindruckend wie ansehnlich.

ROM ALS INSPIRATION

„Extra schön und keineswegs schlechter als die Schlosszimmer“ wünschte sich Sibylla Augusta ihre Kirche. Sie diente als Hofkirche, Wallfahrtsort und Grablege der Markgräfin. Anregungen und zahlreiche Reliquien für ihr Gotteshaus brachte Sibylla Augusta 1719 von einer Reise nach Rom mit. Michael Ludwig Rohrer, ihr Hofbaumeister, leitete den Bau zwischen 1720 und 1723. Die Markgräfin ließ sich häufig über den Stand der Bauarbeiten informieren – und diskutierte ausgiebig über Materialauswahl, technische Ausführung und Konzeption der Kirche.

Blick ins Florentiner Kabinett im Schloss Favorite.

STEINTAFELN AUS FLORENZ FÜR SCHLOSS FAVORITE

Das Florentiner Kabinett ist der künstlerische Höhepunkt von Schloss Favorite Rastatt und in dieser Form in Europa einzigartig. 758 Bildtafeln aus unterschiedlichen Materialien an den Wänden verleihen dem kleinen Raum seine ganz besondere Atmosphäre. Seinen Namen hat das Kabinett von den Pietra-Dura-Tafeln, wertvollen Arbeiten der Steinschneidekunst aus Florenz. Küstenlandschaften, Stillleben, Blumen, Früchte und Vögel – insgesamt 55 Pietra-Dura-Tafeln – sind an den Wänden des Kabinetts zu sehen.

Schloss Favorite Rastatt, Detail aus dem Eckzimmer, Foto: Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg, Arnim Weischer
Schloss Favorite Rastatt, Detail aus dem Grünen Saal
Schloss Favorite Rastatt, Detail aus dem Appartement des Erbprinzen in Schloss Favorite Rastatt

Impressionen ganz unterschiedlicher Wanddekoration in den Zimmern von Schloss Favorite: Spaliere aus Pappmaschee mit Seidenblümchen (links), japanische Figurine aus Papiermasse, mit Brokat und Leder überzogen (Mitte), Stickerei mit Glasperlen (rechts).

PERSÖNLICHES IN DEN BAUTEN

Die Markgräfin bestimmte fast alle Details der Innenausstattung selbst. Ihr Baumeister Michael Ludwig Rohrer und ihr künstlerischer Leiter Franz Pfleger kümmerten sich um die Entwürfe und die Umsetzung ihrer Wünsche. Stets war das große Vorbild ihre Heimat Böhmen. Aber sie trug auch Ideen und Kunstwerke aus aller Welt zusammen – aus Asien und Holland, aus Florenz, Paris und Meißen. Daraus entstand ihr ganz persönliches Schloss mit ungewöhnlichen Dekorationen und einer einzigartigen Porzellansammlung.