Vorzimmer im Appartement der Markgräfin, Residenzschloss Rastatt

Mit Pauken und TrompetenDas Tafelzeremoniellam Rastatter Hof

Für Mittag- und Abendessen im Alltag und bei festlichen Anlässen galten strenge Regeln, die in verschiedenen Hofordnungen festgehalten wurden. Der Sinn der barocken Zeremonien beim Essen und bei Festen: Demonstration des eigenen Machtanspruchs und fürstliche Selbstdarstellung.

Detailansicht, Ahnensaal, Residenzschloss Rastatt

Im Ahnensaal wurden Feste gefeiert.

Fürstliches Speisen

Ausgewiesene Speisezimmer gab es in den barocken Schlössern oft noch nicht. Das Mittagessen gab es meist im Vorzimmer, so wie Markgräfin Sibylla Augusta das „erste Vorzimmer von dem Saal aus lincker Hand“ nutzte. Hier speiste die fürstliche Familie unter sich oder mit ausgewählten Mitgliedern ihres Hofstaates, häufig aß die Markgräfin auch alleine. Bei festlichen Anlässen konnten die verschiedenen Tafeln für den Hofstaat im Ahnensaal aufgebaut werden.

Von der Fürstentafel bis zum Pagentisch

In Rastatt gab es verschiedene Tische für die Mitglieder des Hofstaates. Sie folgten einer Hierarchie, die die Tafelordnung vorgab. Die fürstlichen Mitglieder des Hofes saßen an der Fürstentafel, die übrigen entsprechend ihres Ranges: an der Marschalltafel, der Kavalierstafel, am Kontrolleurtisch oder an den Hofdiener-, Lakaien- und Pagentischen. Das Essen hatte einen langen Weg hinter sich, bevor es auf die Tafeln kam: Die Hofküche lag in einem Seitenflügel und die Hofbediensteten mussten die Speisen tragen. Markgraf Ludwig Wilhelm hatte verfügt, dass die Pagen und Kammerherren die Speisen auftrugen, die Lakaien trugen das Mahl ab. Der Mundschenk trug den Wein auf, kühlte ihn, schenkte den fürstlichen Personen ein.

Bildnis Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden-Baden
Bildnis der Markgräfin Sibylla Augusta

Der Fürst hat den Vorsitz. Ludwig Wilhelm von Baden-Baden und Markgräfin Sibylla Augusta.

Rangordnung an der Fürstentafel

Festgelegt waren die Sitzplätze an der Tafel. Der Fürst nahm den Vorsitz ein, die Fürstin saß links von ihm, die männlichen Personen der fürstlichen Familie zu seiner Rechten, die weiblichen zu seiner Linken. In Rastatt nahm Markgräfin Sibylla Augusta den Vorsitz ein, nachdem ihr Mann 1707 gestorben war. Übrigens: Auch die Sitzmöbel spiegelten den Rang wider. Vorgesehen waren Sessel für die fürstlichen Esser, einfachere Lehnstühle für die rangniederen Personen.

Ausschnitt aus der Architekturmalerei im Audienzzimmer der Markgräfin, Residenzschloss Rastatt, Foto: Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg, Lutz Hecker

Mit Pauken und Trompeten wurde die Mahlzeit angekündigt.

Alles geregelt

In dem sogenannten „Aufwartungsreglement“ war aufgeführt, welcher Hofkavalier während des Festmahls hinter dem Sitzplatz einer fürstlichen Person stand. Im Reglement „die Servierung der Tafel belangend“ ist festgehalten, in welcher Reihenfolge und auf welchem Geschirr – beispielsweise im „Goldenen Servis“ oder in „ronden silbern Schüßeln“ – das Essen serviert wurde. Mit Pauken und Trompeten kündigte die Hofkapelle den Beginn des Festmahls an, während des Essens spielte sie feierliche Tafelmusik.

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