Szene im Schreibkabinett, Ausstellung im Residenzschloss Rastatt 2014

Eine Frage der MachtDer Rastatter Frieden

Alle europäischen Großmächte waren seit 1701 im Spanischen Erbfolgekrieg involviert: Ein französischer Kandidat war als Erbe für den spanischen Thron eingesetzt – nicht alle waren einverstanden. 1714 konnte der Krieg in Rastatt beendet werden. Das Schloss bot die Bühne für die viermonatigen Friedensverhandlungen.

Deckengemälde im Schreibkabinett

Das Deckengemälde im Schreibkabinett.

Verhandlungen in der besetzten Stadt

Im Mai 1707 eroberten die Franzosen unter Marschall Villars Rastatt und besetzten die Stadt. Nach einem weiteren Feldzug 1713, in dem Villars unter anderem Landau in der Pfalz und Freiburg im Breisgau einnahm, bot er Friedensverhandlungen an. Sowohl Frankreich als auch Österreich waren kriegsmüde und beauftragten ihre Feldherren Villars und Prinz Eugen mit Friedensgesprächen. Markgräfin Sibylla Augusta wohnte zu dieser Zeit nicht im Residenzschloss, schon 1707 war sie vor den französischen Besetzern aus der Stadt geflohen.

Zwei alte Bekannte

Die beiden Bevollmächtigten hatten nicht immer auf gegnerischen Seiten gekämpft. Marschall Villars war wegen Liebeshändeln und Hofintrigen einige Zeit vom französischen Hof verbannt worden und suchte an anderen europäischen Höfen eine Anstellung. Von 1684 bis 1685 begleitete er den Kurfürsten von Bayern auf dessen Feldzügen in Ungarn. Hier machte er die Bekanntschaft von Prinz Eugen von Savoyen, gegen den er später selbst als Heerführer antreten sollte. 30 Jahre später saßen sie sich in Rastatt am Verhandlungstisch gegenüber.

Portrait Marschall Villars
Portrait Prinz Eugene von Savoyen

Die beiden Vertreter für Österreich und Frankreich verhandelten die Bedingungen des Rastatter Friedensvertrages.

Detailansicht der Holzvertäfelung im Schreibkabinett

Im Schreibkabinett wurde wahrscheinlich der Vertrag unterzeichnet.

Ein Vertrag auf Französisch

Die Friedensverhandlungen wurden am 26. November 1713 in Rastatt eröffnet. Marschall Villars besaß keine diplomatische Ausbildung. Daher beherrschte er kein Latein, die bis dahin übliche Vertragssprache. Er bestand auf einem Friedensvertrag in französischer Sprache, da er befürchtete, übervorteilt zu werden. Schlussendlich unterzeichneten beide Parteien in der Nacht vom 6. auf den 7. März 1714. Übrigens: Trotz einer Klausel, dass damit kein Präzedenzfall für künftige internationale Verträge geschaffen werden sollte, entwickelte sich Französisch in der Folge zur Diplomatiesprache.

Endlich Frieden!

Der Rastatter Frieden bestätigte im Wesentlichen die Vereinbarungen aus dem Frieden von Utrecht im Jahr 1713. Nach dem Rastatter Frieden folgte noch im gleichen Jahr der Frieden von Baden zwischen weiteren Kriegsbeteiligten, insbesondere zwischen Frankreich und dem Heiligen Römischen Reich. Das Ergebnis des Vertrags: Frankreich musste alle rechtsrheinischen Eroberungen im Reich räumen, blieb aber im Besitz der Stadt Landau in der Pfalz mit seiner Festung. An Österreich fielen Breisach am Rhein, Freiburg im Breisgau und Kehl, die Spanischen Niederlande, Sardinien und die früher zur spanischen Krone gehörenden Teile in Italien, einschließlich der Lombardei mit Herzogtum Mailand, Herzogtum Mantua und das Königreich Neapel.

Gemälde Frieden von Rastatt und Utrecht, Paolo de Matteis 1662-1728

Paolo De Matteis verewigte den Frieden von Utrecht 1713 und den Frieden von Rastatt 1714.

Frankreich und Deutschland blicken auf eine wechselvolle gemeinsame Vergangenheit zurück. Die Themenwelt „Ziemlich gute Freunde. Frankreich und der deutsche Südwesten“ betrachtet mit faszinierenden Geschichten, Anekdoten und Persönlichkeiten die spannungsreiche Beziehung der beiden Nachbarländer.

Ziemlich gute Freunde

Mehr erfahren

Persönlichkeiten

Kunstwerke & Räume

Epochen & Ereignisse

Arbeit & Vergnügen

Bitte wählen Sie maximal 5 Schlagwörter aus.