Bildnis der Markgräfin Sibylla Augusta

Starke RegentinDie „Landesmutter“

Nach dem Tod ihres Mannes 1707 übernahm Markgräfin Sibylla Augusta mit knapp 32 Jahren die Regentschaft. Zwanzig Jahre lang herrschte sie über das kriegszerstörte Land und brachte es wieder auf die Beine. Sie sei eine „gescheite und penetrante Fürstin“, lobte sie ein Zeitgenosse.

Bildnis Markgräfin Sibylla Augusta als Witwe

Sibylla Augusta als Witwe.

Schwierige Ausgangssituation

Januar 1707: Markgraf Ludwig Wilhelm war tot, Sibylla Augusta wurde Regentin. Der Spanische Erbfolgekrieg tobte. Im Mai nahmen die Franzosen unter Marschall Villars Rastatt ein – und verlangten beträchtliche Abgaben. Sibylla Augusta verließ die Stadt und kehrte erst nach dem Rastatter Frieden 1714 zurück. Seit der Besetzung durch die Schweden im Dreißigjährigen Krieg 1622 hatte das Land unter Kriegen und deren Auswirkungen gelitten – jetzt musste sie es wiederaufbauen.

Wiederaufbau der Markgrafschaft

Die Markgrafschaft war zerstört, hatte Schulden und wartete auf Kriegsentschädigungen durch den Kaiser. Auch dessen Kassen waren leer. Immerhin: 1721 erreichte Sibylla Augusta  bei Kaiser Karl VI. die Rückzahlung von 750 000 der ausstehenden 2 Millionen Gulden. Ihr persönliches Vermögen setzte sie ein und reduzierte zugleich den Aufwand für die Hofhaltung. Sie förderte den Aufbau der Stadt und der Wirtschaft, der Kirchen und Schulen. 1715 holte sie die Piaristen nach Rastatt – einen Orden, der kostenlosen katholischen Unterricht erteilte.

Kreuzauffindung der Kaiserin Helena mit den Gesichtszügen Sibylla Augustas, Detail aus dem Deckengemälde der Schlosskirche

Sibylla Augusta als Heilige Helena in der Schlosskirche dargestellt.

Keine Toleranz für Andersgläubige

Sibylla Augusta lebte und handelte streng katholisch. Ab 1717 stand sie zeitweise unter dem Einfluss der Jesuiten. In religiösen Fragen wurde sie jetzt zunehmend intolerant. Noch Markgraf Ludwig Wilhelm hatte seinen Untertanen freie Religionsausübung gewährt, um der Entvölkerung des Landes entgegenzuwirken. Doch Sibylla Augusta beschnitt die Freiheiten der Protestanten – und wurde dafür sogar vom Kaiser ermahnt.

Außenansicht von Schloss Favorite Rastatt

Schloss Favorite Rastatt.

Das Erbe Sibylla Augustas

1727, am Ende der Regierungszeit Sibylla Augustas, war das Land finanziell saniert und wieder aufgebaut. Ihre Residenz hatte die Markgräfin durch das Lustschloss Favorite, durch die Schlosskirche und mehrere Kapellen vollendet. Ein großer Teil dieser Gebäude besteht noch heute – und vermittelt ein authentisches Bild der Sammelleidenschaft, des Kunstsinns und der Frömmigkeit dieser ungewöhnlichen Frau. Auch wenn sie eine absolutistische Fürstin war: Rastatt wäre ohne Sibylla Augusta nicht das, was es heute ist.

Tafelaufsatz aus Elfenbein und vergoldetem Silber, um 1697
Schmetterling aus einer Steinlegearbeit im Fußboden des Florentiner Kabinetts im Schloss Favorite Rastatt, um 1720
Original erhaltene Tischuhr mit Elfenbeinarbeit von Ignatius Elhafen, 1697

Details der ehemaligen Ausstattung ihrer Schlösser zeigen den Kunstsinn Markgräfin Sibylla Augustas.

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